BLACK ART - EIN KREATIVER STURM


  • 3 mins
  • By: Jane Carswell
  • Whiskyherstellung

Unser Chefbrenner Adam Hannett gibt Antworten auf einige wichtige Fragen zu dem Konzept von Black Art, dessen Prozess und Vermächtnis.

WIE ENTSTAND DAS BLACK ART-KONZEPT?

Das Black Art-Konzept ging auf Jim McEwan zurück. Es war ein Ventil für ihn. Alles begann mit dem Ehrgeiz und der Möglichkeit beziehungsweise Freiheit das Holz zu erforschen, im Blenden zu schwelgen und in der sorgfältigen Auswahl der Fässer für die Whiskyherstellung. Jim ist eine Whiskylegende, der beruflich als Böttcher begann. Obwohl er bereits Destillerien gemanagt hatte und hierbei in alle Schritte involviert gewesen war, gehörte sein Herz der Reifung.

Als er in der Bruichladdich-Destillerie zu arbeiten begann, betraten sie gerade Neuland bei dem Beschaffen der Fässer. Sie hatten die Freiheit und die Möglichkeit, erstmals Fässer von einem der großartigen Châteaux in Bordeaux und aus der ganzen Welt zu beziehen, und konnten so über Aromen und Fässer verfügen, die zuvor nicht zum Einsatz gekommen waren. Die Qualität der Eiche, die verwendet wurde, war absolut phänomenal. 

Französische Eiche unterscheidet sich sehr von amerikanischer Eiche, die zu dieser Zeit zu 99,9 Prozent in der Whiskyindustrie verwendet wurde. Entdeckergeist, Herausforderungen annehmen – dies ist tief in der Entstehung der Destillerie verwurzelt sowie der von Black Art. Es ging darum, neue Dinge auszuprobieren und zu sehen, wo die Reise bei dem Aroma hinführte. 

Was meine Rolle angeht: Ich weiß, wenn ich eine Bruichladdich Spirituose nehme, die in einem „Refill“ Bourbon Hogshead mit einem klassischen Aroma gereift ist, diese dann in ein Rotweinfass mit großartiger französischer Eiche umfülle, bekomme ich diese wunderbar fruchtigen, verkohlten Noten des Weins. Dann tritt diese angenehme Struktur und Qualität der Eiche zutage und gibt der Spirituose seine Form...es entsteht etwas komplett anderes! Es ist wie eine neue Linse für das Aroma. So viele Dinge entwickeln sich, die sich in eine andere Richtung weg von dem ursprünglichen Reifungsprofil bewegen.

Als Jim diese Fässer blendete, füllte er die Whiskys in bestimmte Fässer und fügte weitere hinzu, sodass all diese Aromaschichten entstanden; etwas, das die Menschen zuvor nicht geschmeckt hatten. Es war wie ein kreativer Sturm, der all diese Aromen zusammen wehte. 

So entstand das Konzept von Black Art. Die Idee zum Namen kam ihm, als jemand ihn fragte, „Jim, was tust du da?“, worauf er antwortete, „ich kann es dir nicht sagen, es ist ein Geheimnis – vertrau mir.“

Das Handwerk, die Geheimnistuerei, sie war also wie eine Möglichkeit, Dinge auszuprobieren, die niemand zuvor getan hatte. Je mehr wir zu den Leuten sagten, „wir sagen euch nichts, wir tun es einfach! Ihr müsst nicht wissen, was wir tun, genießt es später einfach“, desto mehr Freiheit hatten wir, die Aromaschichten zu erforschen, die durch hunderte verschiedene Fässer entstehen. Die Zusammensetzung der Editionen, die Auswahl aus all diesen vielfältigen Optionen, geschah aus Instinkt. Jeder von ihnen erzählt eine ähnliche Geschichte, hat die gleiche DNA, aber jeder von ihnen ist doch unwiederholbar, ein unverkennbarer Whisky.

ES IST SCHÖN, DASS BLACK ART ALS PROJEKT DIESEN EWIGKEITSWERT HAT. ES WURDE VON DEINEM VORGÄNGER BEGONNEN. FÄSSER, DIE DU NUN EINLAGERST, WERDEN VON DEINEM NACHFOLGER ÜBERNOMMEN. WIE FÜHLT ES SICH AN, TEIL DIESES VERMÄCHTNISES ZU SEIN?

Für mich geht das über Black Art hinaus – genau das ist Destillation!

Es ist eines der großartigen Dinge, derer du dir sehr schnell bewusst wirst, wenn du das erste Mal durch ein Lagerhaus gehst. Wenn du anfängst, die Fässer umzudrehen, die dort lagern, mit Daten, die vor deiner Geburt liegen.

Für den Bestand, den wir heute einlagern, werde ich nicht derjenige sein, der sie in Flaschen abfüllt.

Jim sagte immer zu mir, und ich denke, das war mir immer sehr bewusst, dass es mein Job ist, für die nächste Generation nach der Destillerie zu sehen. Sie besser zu hinterlassen als du sie vorgefunden hast. 

Wenn ich auf die Zeit von Jim und Duncan (McGillivray) zurücksehe...als sie Bruichladdich wieder zum Leben erweckten, ging es bei allem darum, sie wieder aufzubauen. Ich verstehe jetzt, dass sie so hart arbeiteten wie nur möglich, damit Allan (Logan) und ich, als wir diese Positionen übernahmen, uns in einer besseren Lage befänden. Unsere Jobs sehe ich genauso. Es geht darum, dass Bruichladdich wachsen kann, es aufzubauen, und ein Fundament für die nächste Generation zu legen. 

Wir müssen uns interessanten Herausforderungen stellen (ich sage interessant, aber sie sind furchterregend). Nachhaltigkeitsbedenken, der Klimawandel – in unserem Job ist es deshalb entscheidend, dass wir anders denken und uns verändern. Wir können wir diese Destillerie in einem besseren Zustand für die zukünftigen Generationen hinterlassen?

Ich sehe das bei Black Art, aber es ist umfassender als das. Das ist Destillation. Wie eine Zeitreise, schätze ich.

DAS PROJEKT ERWEIST SICH ALS SEGEN UND FLUCH: DU HAST KOMPLETTE KREATIVE FREIHEIT, ABER ES GIBT AUCH DEN DRUCK, JEDES MAL ETWAS EINMALIGES ZU ERSCHAFFEN. WIE GEHST DU MIT DIESEM DRUCK UM?

Ich schätze, ich sehe es nicht wirklich als Druck. Du musst dich daran erinnern, dass wir nicht nur einen Moment ansehen. Es fängt an bei der Gerste, die angebaut wird, über die Art, wie die Spirituose destilliert wird, und das Fass, das befüllt wird, bis hin zu dem Fass, in dem wir blenden und umfüllen. Jeder Schritt in diesem Prozess wird überwacht, um sicherzustellen, dass zu jedem Zeitpunkt das Optimum geschieht. Wenn ich dann Black Art blende, mache ich mir um nichts Sorgen. Wir müssen hart arbeiten, damit ich an diesem Punkt, wenn ich den Prozess des Blendens beginne, von einer exzellenten Basis ausgehen kann.

Bei Black Art befasse ich mich vielleicht sieben oder acht Jahre lang mit der Rezeptur, bevor die Spirituose in die Flasche kommt. Vielleicht auch erst später. 

Es ist nichts, worüber man sich Sorgen machen muss, sondern etwas Schönes, dass man nicht weiß, was am Ende herauskommt. Unsere Erfahrung und unser Wissen leiten uns auf diesem Weg. Du weißt, was du ausprobieren möchtest und was du für ein Ziel hast. Aber du weißt nicht, ob die Spirituose sich so verhält, bis der Prozess beendet ist. Du musst Risiken eingehen – niemand hat je etwas Großes getan, indem er die gleichen Dinge immer wieder wiederholte. Es geht darum, Neues zu wagen. Diese DNA habe ich in mir, neue Dinge auszuprobieren – vielleicht ist das in unserer Destillerie ein natürlicher Instinkt, denn wir haben immer so agiert. 

Diese kreative Freiheit – wenn sie in dir Druck auslöst, bist du wahrscheinlich im falschen Job! Es sollte eine Freude sein, diese kreative Freiheit zu haben; neue Dinge auszuprobieren und zu sehen, was passiert. Das ist die Essenz von Black Art.

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