EXPERIMENTE MIT DEM ROGGENANBAU AUF ISLAY


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Erstmals im Jahr 2017 verkündeten unser Production Director Allan Logan und unser Chefbrenner Adam Hannett, dass es ihnen gelungen war, eine Spirituose zu destillieren, für die auf Islay angebauter Roggen verwendet worden war. „Wir wollten schon seit geraumer Zeit mit verschiedenen Getreidesorten experimentieren. Und wir haben uns für Roggen entschieden, weil wir denken, dass uns dieser interessante Aromawelten eröffnet“, erklärte Allan zu jener Zeit. Aus dem Roggen konnten wir rund 6.500 Liter Spirituose gewinnen und füllten diese in verschiedene Fässer – „First Fill“ Bourbon, frische amerikanische und europäische Eichenfässer.

Der Roggen wurde auf der Coull Farm auf der Halbinsel Rhinns of Islay von Andrew Jones ausgesät. Er baut bereits seit Jahren für unsere Bruichladdich-Destillerie Gerste an. Das Getreide wuchs und reifte gut. Doch das Wetter auf den Hebriden im Zeitraum vor der Ernte war problematisch, was sich unausweichlich auf den Ertrag auswirkte. Zwischen 10. August 2017 und Ende Oktober 2017 gab es keine drei trockenen Tage am Stück. Es war dementsprechend schwierig, das Getreide trocken genug zu bekommen – und den Boden hart genug, um ihn mit dem Mähdrescher befahren zu können. Glücklicherweise ist das „Ballinaby“ Feld auf der Coull Farm ein sandiger Lehmboden, der sich schnell entwässert.

Schließlich fand Andrew ein kurzes Zeitfenster mit machbaren Wetterbedingungen, um seine vier Hektar Versuchsfläche zu ernten. Er hatte in seinen CLAAS Mähdrescher spezielle Ährenheber eingebaut und arbeitete sich seitlich durch den Roggen, der von dem Wind und Regen nach unten hing. So schaffte er es, 17 Tonnen einzubringen – ein Triumph angesichts der Umstände!

Allan und Adam entschieden dann, den Roggen ungemälzt zu verwenden und wählten ein Verhältnis von 55:45 von Roggen und Gerste beim Maischen. Der Feuchtegehalt des Getreides wurde vor dem Mahlen unter fünf Prozent gebracht. Sie betraten hiermit Neuland, denn die Grannen vom Roggen sind deutlich kürzer als die der Gerste. Die Körner haben, wie beim Weizen, keine Hülsen – in Verbindung mit dem hohen Zuckergehalt wie die Fructane und Saccharose sowie das lösliche Polysaccharid Beta-Glucan macht dies die Konsistenz beim Maischen tendenziell breiig und dazu schwer zu entwässern. Kurz gesagt: „ein Alptraum beim Maischen“.

Also reduzierten wir unsere Maischmenge von 7 auf 4,5 Tonnen (ähnlich wie unser Ansatz mit der Bere-Gerste) und gingen beim Maischen mit jeder Durchführung ein wenig anders vor, um verschiedene Methoden auszuprobieren.

Wir verwendeten die gleichen Hefesorten wie immer und beobachteten die jeweilige Sorte in den unterschiedlichen Washes bei der Fermentation arbeiten. Jeder der Washes erfolgte mit etwas unterschiedlicher Technik, sodass wir anschließend die Ergebnisse auswerten und daraus lernen konnten.

Allan sagte damals zur Destillation: „Roggen zu destillieren ist echt eine Herausforderung. Aber für das Ergebnis hat es sich zum Glück gelohnt. Bei den Aromen gibt es die ganze Fermentation durch bis zur Verkostung merkliche Unterschiede zur gemälzten Gerste. Der Roggen hat ein wirklich süßes, blumiges Aroma, ist aber gleichzeitig pfeffrig mit zusätzlicher Würze.“

Ein paar Jahre später beobachten wir die Spirituose noch immer bei der Reifung und sind gespannt, wie sie sich im Fass entwickelt. Die Aussicht darauf ist spannend.

Natürlich können wir diesen aufgrund der gesetzlichen Regelungen nie als Single Malt Scotch Whisky herausbringen. Aber als „Progressive Hebridean Distillers“ geht es uns immer darum, neue Aromen und Sorten zu erforschen. Wir waren so ermutigt von den Ergebnissen, dass wir Andrew Jones baten, die Hektargröße für den Anbau von Roggen auf seiner Coull Farm zu verdoppeln.

Roggen in der Fruchtfolge ist den Bauern außerdem für die Verbesserung der Bodenqualität sehr zuträglich. Er ist sehr robust, und sorgt nach der Bepflanzung im Herbst für grüne Felder im Winter. Aus diesem Grund wird er auch Gründünger genannt. Unter der Erde hält er gleichzeitig Nährstoffe über sein schnelles, faseriges Wurzelsystem im Boden. Hört sich nach einer Win-Win-Situation an.

Sie können hier ein Video ansehen von Adam, Gillie und Graham bei einem der Maischexperimente mit Roggen.

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