WAS IST SO BESONDERS AN ISLAY-GERSTE?


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„Der Anbau hier ist komplett anders, das ist einfach so“, erklärt Hunter Jackson. Er ist Bauer und Saatguthändler auf der Insel.

„Hier geschieht keine Monokultur“, erklärt Hunter weiter, der eine 400 Hektar große Fläche beschreibt, auf der dieses Jahr 20 Bauernhöfe Braugerste anbauen. Die Anbaubedingungen und Böden unterscheiden sich sehr stark voneinander, sogar innerhalb eines Bauernhofs.

Aus der Luft gesehen sieht Islay aus wie ein Flickenteppich aus grünen und goldenen Feldern, die sich zwischen große Flächen rostfarbenen, wilden Heidelands erstrecken, auf denen abgesehen vom Torfabbau und Burgen aus der Eisenzeit nichts zu sehen ist. Statistisch gesehen ist nur 6,5 Prozent des Landes auf Islay potenziell zum Pflügen geeignet. Gerste wird auf 0,6 Prozent der Inselfläche angebaut, alle Bauernhöfe zusammengerechnet.

„Es ist nicht so einfach, du kannst nicht einfach rausgehen und die Gerste raushauen und dann ist alles gut! Da liegt eine ganze Wissenschaft dahinter.“ Vielleicht haben Sie schon unsere Berichte über all jene Herausforderungen gelesen, denen unsere Bauern die Jahre über begegnet sind – von Gänsen und Schwänen, die das Getreide aßen, über eine geringe Bodenmächtigkeit bis hin zur Bodenbeschaffenheit, Entwässerung, Wetter...Wenn die Ernte am Ende eingebracht wurde, ist das immer ein wenig ein Sieg gegen alle Wahrscheinlichkeit.

Andrew Jones von der Coull Farm fasst zusammen: „Noch wurden wir nicht besiegt. Wir haben Teile unserer Ernte verloren. Wir hatten manchmal wenig Ertrag. Es gab Jahre, in denen wir uns die Haare rauften wegen des Wetters, aber letztendlich bekamen wir immer etwas heraus. Sobald die Saat in der Erde ist, birgt das Wetter ein stetiges Risiko. Seit wir begonnen haben, Gerste anzubauen, hatten wir noch nie ein perfektes Jahr. Und ich schätze, das wird auch nie kommen! Wir nehmen also einfach jedes Jahr so, wie es kommt.“ 

Die Bauern, die für uns anbauen, haben nicht nur eine stoische Ruhe, sondern auch eine Kameradschaft untereinander. Es sind Beziehungen, in denen sie sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam lernen. Im Mittelpunkt dessen: unsere Destillerie. Denn sie garantiert einen Absatzmarkt für die Gerste und ermutigt sie dazu, Neues auszuprobieren. Für Hunter ist der Anbau für uns so, als wäre er Mitglied in einem Verein. „Es ist eine Gelegenheit, Gemeinschaft zu haben und von den anderen etwas zu lernen. Du stehst nicht mit den anderen in Konkurrenz. Früher gab es mal große Unterschiede zwischen einer Person, die mehr als zwei Tonnen pro Hektar bei 16 Prozent herausbekam und einer anderen Person, die eine Tonne bei 30 Prozent herausbekam. Aber diese Unterschiede sind weniger geworden. Die Leute werden einfach immer besser und besser, aber weil sie sich zusammentun. Wir treffen uns etwa drei Mal im Jahr, um gemeinsam zu essen, darüber zu sprechen, was bei Bruichladdich passiert, was es Neues in der Landwirtschaft gibt...“

Die Entwicklungen in der Landwirtschaft hinsichtlich Forschung und Entwicklung sind für unseren Kontext spannend. Das Forschungsinstitut James Hutton Crop Research Institute in Dundee hat jedes Jahr einen Tag der offenen Tür. An diesem halten sie Vorträge und geben Bauern die Möglichkeit, sich die Feldversuche mit neuen Sorten in der Entwicklung genau anzusehen. Im Jahr 2019 nahmen Hunter und Allan Logan, Production Director, gemeinsam daran teil. „Mit Allan gemeinsam zu gehen war tatsächlich ziemlich hilfreich. Denn Bruichladdich war bereits im Kontakt mit James Hutton wegen des Zuchtprogramms. Es gab also einen weiteren Aspekt, in den ich normalerweise nicht involviert gewesen wäre“, erklärt Hunter. Das James Hutton Institute sucht neue Stämme, die potenziell besser für spezifische Probleme der Westküste geeignet sein könnten (zum Beispiel die kürzere Anbausaison). Hierfür kreuzen sie die alte Sorte Bere-Gerste mit einer modernen, konventionellen Sorte, Concerto. Für uns ist das extrem interessant – schließlich sind wir seit 2005 Champions im Anbau der Bere-Gerste und seit 2004 im Anbau von Gerste auf Islay. In der Zukunft wird es uns außerdem möglich sein, selbst Feldversuche durchzuführen, da wir das Shore House Croft erworben haben.

Letzte Ernte der Saison auf der Coull Farm

Was haben wir davon, dass wir nahezu besessen von unbekannten Pflanzen sind, und von all der Arbeit für die Rückverfolgbarkeit unserer Gerste und dessen Anbauer? Was wir davon haben: verschiedene Aromen in unseren Whiskys, und diese verstehen und zelebrieren wir.

Wir möchten nicht, dass alles mit dem Namen Bruichladdich gleich schmeckt, und dass der einzige Unterschied in der Länge der Reifung besteht. Es gibt mehr Nuancen, eine größere Bandbreite im Geschmack. Diese können sich entfalten, wenn die Gerste ihren rechtmäßigen Platz als wichtigster Inhaltsstoff einnehmen kann, und wenn es hinsichtlich ihrer Herkunft Transparenz gibt. Kein Filtern, keine Farbstoffe, und die Besonderheiten erstrahlen. Wir möchten damit nicht sagen, dass Whisky aus Gerste, die auf Islay angebaut wurde, „besser schmeckt“ als Whisky aus Gerste, die in Aberdeen angebaut wurde oder auf einem anderen einzelnen Bauernhof. Was wir sagen wollen, ist genau das: Sie schmecken alle unterschiedlich.

Wir finden es unglaublich, dass heute mehr als die Hälfte des Maischbedarfs an ungetorfter Gerste, den Bruichladdich hat, von den Bauernhöfen und Bauern hier auf Islay gedeckt wird. Für uns macht das die Gerste aus Islay besonders, insbesondere weil wir genau wissen, von wem wir sie kaufen. Es sind die Menschen, in die wir alle investieren. Wir zollen von Herzen unseren Bauern und deren Familien Tribut, die das ganze Jahr über so hart arbeiten, um die Ernte von Islay einzufahren.

Danke an Hunter Jackson von JFS Farm Supplies, Andrew Jones von der Coull Farm auf Islay und Stuart Doyle von Islay Taxis für das Foto aus der Vogelperspektive.

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